Schwimmunion Hall: 1953-2023*
    In den Jahren von 1938 bis 1941 wurde das Haller Freischwimmbad „in Gemeinschaftsarbeit der Bevölkerung von Solbad Hall“** erbaut. Die Anlage war ursprünglich als Teil einer großen Sportanlage geplant und war eines der ersten 50m-Freibäder in Tirol. Das heute unter Denkmalschutz stehende Freibad war nach dem Zweiten Weltkrieg Schauplatz verschiedenster Wassersportaktivitäten. Vor allem die Turmspringer:innen hatten mit dem damaligen Badeverwalter und dem Gründer der Springerschule Tirol Karl Dibiasi*** einen ausgezeichneten Trainer. Auch Innsbrucker Schwimmer:innen zog es für Training und Wettkampf nach Hall, wo 1947 die ersten Österreichischen Meisterschaften im Schwimmen nach dem Krieg ausgetragen wurden.
    In den ersten Nachkriegsjahren waren diese Sportaktivitäten noch lose im Rahmen des Vereins Union Alpenrose organisiert, bevor es am 28. Mai 1953 zur Gründungsversammlung der Schwimmsektion kam. Victor Schumacher war der damalige Obmann der Union Alpenrose und Wendelin Rief war der erste Sektionsleiter. Der Schwimmbetrieb wurde mit drei Erwachsenen und acht Jugendlichen aufgenommen, die montags bis freitags bei freiem Eintritt Trainingsmöglichkeiten im Haller Freibad hatten.  
    Schon bald konnten im Schwimmen und Wasserspringen Titel bei Tiroler Meisterschaften und sogar Medaillen bei Staatsmeisterschaften errungen werden. Von 1956 bis 1961 gab es einen Zusammenschluss des Schwimmclub Innsbruck und Hall, die Schwimm Union Tirol. Während dieser Zeit blieb die Sektion Schwimmen in der Union Alpenrose dennoch bestehen und setzte ihre Aktivitäten mit damals 55 Mitgliedern weiterhin fort. 1957 wurde Eduard Posch Sektionsleiter und blieb in dieser Funktion bis 1976 im Amt. Anfang der 1960er bildeten die damals besten Schwimmer die Haller Wasserballmannschaft, die auch national durchaus erfolgreich war. Nicht einmal 10 Jahre nach ihrer Gründung war die Schwimmsektion bereits die größte Abteilung der Union Alpenrose und ist es bis heute geblieben.
    Obwohl es an ausgebildeten Trainer:innen fehlte, gelang es Eduard Posch, den Nachwuchs stark zu fördern. So waren die Haller Schwimmer:innen Mitte der 1960er der Maßstab in Tirols Schülerklasse und feierten viele Erfolge auf lokaler aber auch nationaler Ebene. Unter dem neuen Vereinsnamen Haller Schwimm Union gab es auch aufgrund des sportlichen Aufschwungs einen immensen Zulauf an Mitgliedern. Mit 190 Aktiven hatte sich die Mitgliederzahl seit der Gründung weit mehr als verzehnfacht.
    Zu Beginn der 1970er bewirkten zwei Umstände einen weiteren Aufwärtstrend. Zum einen gab es ab 1970 geheiztes Wasser im Freibad, zum anderen ging 1973 das Hallenbad im Franziskanergymnasium in Betrieb. Zahlreiche Meistertitel waren die Folge. Nach beinahe zwei Jahrzehnten gab Eduard Posch 1976 die Vereinsführung ab und Daniel Lesjak wurde neuer Obmann. Der Vereinsname wurde durch die Aufnahme der Sponsorentätigkeit der Sparkasse von Haller Schwimm Union (HUS) in Schwimmunion Sparkasse Hall (SUSH) umgewandelt. 1978 wurde Markus Graber zweimal österreichischer Schülermeister und sowohl die Damen- als auch die Herrenstaffel schaffte es in die Medaillenränge bei Tiroler Meisterschaften. Daniel Lesjak übergab sein Amt an Robert Kohler und ab 1979 standen zwei weitere ausgebildete Trainer zur Verfügung.  
    Im Frühjahr 1981 wurde Hansjörg Bader Obmann und nahm etliche Projekte in Angriff: Das Vereinslokal im Freibad wurde gebaut, ein Vereinsbus gekauft und ein Sommernachtsfest veranstaltet. 1983 und 1984 wurden die Tiroler Meisterschaften im Haller Freibad ausgetragen und der Mitgliederstand (aktiv und unterstützend) konnte auf 200 angehoben werden. Mit einigen Ausnahmen gab es zu dieser Zeit in Hall zwar keine herausragenden Einzelsportler:innen, aber bei Damen und Herren jeweils ein Team mit einem insgesamt hohen Niveau. 1989 wurde das Haller Mastersmeeting erstmalig durchgeführt und setzte damals einen Meilenstein in Halls Sportlandschaft. Drei Jahrzehnte lang zählte das Mastersmeeting zu den bedeutendsten Sportveranstaltungen der Salinenstadt.
    Waren die achtziger Jahre geprägt durch mannschaftliche Geschlossenheit, so dominierten in den Neunzigern nun die einzelnen Athleten, und Haller Schwimmer:innen konnten unglaubliche Erfolge erringen. Im Jahr 1990 wurde Florian Mihalits Staatsmeister über 400m Lagen und Marco Ebenbichler schaffte das Limit für die Junioren-Europameisterschaft. Bei den Österreichischen Nachwuchsmeisterschaften 1993 gelang ein Haller Doppelsieg über 100m Rücken durch Helmut Krepper und Dominic Ebenbichler.  
    Neben den Schwimmer:innen der Nachwuchs- und allgemeinen Klasse wurde auch die Gruppe der Mastersschwimmer:innen in der Schwimmunion immer größer. Internationale Wettkampfreisen und gemeinsame Ausflüge fanden regelmäßig statt und meistens kehrten sie mit großen Erfolgen wieder heim. Höhepunkt waren dabei die beiden Weltmeistertitel durch Fritz Rainer und Hans Morscher 1996 in Sheffield.
    Zu Beginn des neuen Jahrtausends formte sich rund um hervorragende Einzelathleten wieder ein starkes Mannschaftsgefüge. Vor allem bei den Damen war die Schwimmunion Hall mit Michaela Krabacher, Patrizia Weber, Caroline Reitshammer und Stefanie Nuener — allesamt zum Teil noch heute Inhaberinnen einiger Tiroler Rekorde — auch bundesweit konstant in den Medaillenrängen zu finden. Michaela Krabacher und Patricia Weber qualifizierten sich für die Junioren-Europameisterschaften und Caroline Reitshammer wurde ins Nationalteam einberufen. Bei den Burschen tauchte der Name Bernhard Reitshammer immer öfter ganz vorne in den Ergebnislisten auf. 2009 ging das neue Hallenbad im Franziskanergymnasium in Betrieb und ermöglichte den Haller Schwimmer:innen Trainingsbedingungen, die tirolweit einzigartig sein dürften.
    Das Jahr 2010 ging als Meilenstein in die Geschichte der Schwimmunion ein. Caroline Reitshammer wurde im Sommer Staatsmeisterin über 100m Brust, qualifizierte sich im Herbst für die Kurzbahnwelt- und -europameisterschaften und schwamm dort mitten in die Weltspitze. Leider zog es Caroline und Bernhard 2013 aufgrund vermeintlich besserer Trainingsmöglichkeiten zum Tiroler Wassersportverein nach Innsbruck. Mit Lucy Uiberreiter, Ivona Juric, Adriana Duller und Jana Kulova standen aber schon die nächsten auf den Startsockeln und konnten die entstandene Lücke beinahe nahtlos füllen. Dieses Quartett wurde 2015 Staatsmeister in der 4x50m Lagenstaffel.
    Dass bei der Schwimmunion Hall auch der Inklusionsgedanke groß geschrieben wird, zeigte die Karriere von Marco Glatzl, der als Paraschwimmer zahlreiche Österreichische Meistertitel gewinnen und etliche Rekorde erzielen konnte. Höhe- und Schlusspunkt seiner sportlichen Laufbahn war die Teilnahme an den Europameisterschaften 2016.
    Die Liste der Teilnahmen an Großereignissen beschließt vorläufig Lisa Ebster, die sich 2019 für die EYOF (European Youth Olympic Festival) in Baku qualifizierte und dort auf ihrer Paradestrecke 200m Brust das Semifinale erreichte.
    Seit 2016 gibt es in der Schwimmunion die Sparte Synchronschwimmen. Mittlerweile üben etwa 15 Mädchen diese Sportart im Verein aus und sind Medaillengaranten bei den Österreichischen Meisterschaften. Bei den Masters-Europameisterschaften 2022 in Rom sorgte Trainerin Jana Petris mit Bronze im Solo und Silber im Duett mit Partnerin Alexandra Worisch für zwei Medaillen.
    Wie für viele Sportvereine brachte das Frühjahr 2020 einschneidende Veränderungen. Von heute auf morgen war kein Trainingsbetrieb mehr möglich und über mehrere Monate saßen die Schwimmer:innen auf dem Trockenen. Den ersten Lockdown hat der Verein, was Mitgliederzahl und Motivation der Aktiven betraf, relativ gut überstanden. Doch das Stop-and-Go und die Einschränkungen im Trainingsbetrieb führten nach und nach doch dazu, dass vor allem die älteren Leistungsträger:innen keine Perspektive mehr sahen und mit dem Sport aufhörten.
    2022 steht die Schwimmunion aber wieder gestärkt da. Mit Sara Plattner und Theresa Danzer stellt der Verein zwei Mitglieder im Junioren-Nationalteam Open Water. Sara Plattner wurde Vize-Staatsmeisterin über 5km im Open Water Schwimmen und zahlreiche Medaillen in den Nachwuchsklassen auf regionaler Ebene lassen auch auf künftige erfolgreiche Jahre hoffen.  

 

Quelle: Messner, Jonas: "Schwimmunion Hall: 1953-2023." In: Sport und Gesellschaft: Die gesellschaftspolitische Relevanz des Sportvereins am Beispiel 70 Jahre Schwimmunion Hall. VWA. 13-16.

 

* Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung der Vereinsgeschichte 1953-2003 von Hansjörg Bader (2003). Die komplette Fassung ist in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Schwimmunion Hall nachzulesen.

** Bis 2020 war dies auf einer Bronzetafel am Sockel eines steinernen Reichsadlers, der im Schwimmbadareal steht, zu lesen. 2020 wurde diese Tafel ausgetauscht und durch eine Gedenktafel ersetzt, die auf die Vergangenheit des NS-Baus hinweist.

*** Klaus Dibiasi, der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger, ist im Areal des Haller Freibads geboren und machte dort als 3-jähriger erste Sprünge vom Turm.